Mercedes-Benz O 3500 |
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Mercedes-Benz O 3500 - ein neuer Omnibus zum Weihnachtsfest 1949 |
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Fast klingt es wie ein Weihnachtsmärchen, doch wenn man den Überlieferungen glauben darf, dann feierte der legendäre Omnibus Mercedes-Benz O 3500 genau am 24. Dezember 1949 seine Premiere. Die damalige Daimler-Benz AG macht sich mit dem kompakten Hauben-Omnibus selbst ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: Der O 3500 entwickelt sich in kurzer Zeit zum erfolgreichsten Omnibus seiner Jahre. |
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Klassische Chassiskonstruktion mit niedrigem Rahmen |
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Der erste neu entwickelte Omnibus mit Stern der Nachkriegszeit basiert auf dem zur gleichen Zeit vorgestellten Lkw L 3500. Und genau wie dieser hatte er mit dem O 3250 (L 3250) im Sommer 1949 kurzzeitig einen etwas leichtgewichtigeren Vorläufer. Aufgrund der engen Verwandtschaft zum Lkw steckt der Dieselmotor des Mercedes-Benz O 3500 vorn unter einer klassischen Haube.
Ebenso klassisch ist die Konstruktion mit einem tragenden Chassis und einem separat gefertigten und später aufgesetzten Aufbau. Jedoch verfügt das Chassis des O 3500 zur speziell zur Personenbeförderung über einen besonders niedrigen Rahmen zugunsten eines niedrigen Einstiegs. |
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Der erste Schritt zum Omnibuswerk Mannheim |
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Entstanden bis dahin die Omnibus-Karosserien im Werk Sindelfingen der Daimler-Benz AG – der Begriff „Karosserie Sindelfingen“ galt als Gütesiegel – so fertigt das Unternehmen den Mercedes-Benz O 3500 in Mannheim. Damit markiert der O 3500 den Beginn von Mannheim als Omnibuswerk, aus dem bis heute die Omnibusse von Mercedes-Benz rollen. Nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutet der neue O 3500 einen Wendepunkt: Als Reisebus konzipiert, dokumentiert er mit Gedanken an Urlaub und Reisen das Ende der Nachkriegszeit.
Viele verbringen mit diesem Omnibus ihren ersten Urlaub, fahren über die Alpen an den Gardasee oder in die Schweiz. Um unterwegs das Panorama genießen zu können, ist die Reisebusvariante des O 3500 mit einer lichten und großzügigen Dachrandverglasung ausgestattet. Ein mehr als zweieinhalb Meter langes Schiebedach lässt Licht und Luft in den Fahrgastraum und nimmt fast in Drittel der Gesamtlänge des Omnibusses von 8,6 Metern ein. Auch reichlich Chromschmuck und die beliebte Zweifarben-Lackierung, gerne in Rot und Schwarz gehalten, unterstreichen, dass jetzt eine neue Zeit anbricht.
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Laufruhiger Vorkammer-Dieselmotor mit 90 PS |
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Die Passagiere auf den 29 Fahrgastsitzen, mitunter ergänzt durch weitere sieben Klappsitze im Mittelgang und einen Notsitz neben dem Fahrer, haben im O 3500 Muße, das Panorama der vorbeiziehenden Landschaft zu genießen, denn der Bus erreicht eine zeitgemäße und doch beschauliche Höchstgeschwindigkeit von 82 km/h. Unter der Motorhaube steckt der bekannte Dieselmotor OM 312, der in späteren Jahren mit seinen Weiterentwicklungen ebenfalls den Status einer Legende erreicht. Der Sechszylinder-Vorkammermotor mit 4,6 Litern Hubraum leistete 90 PS.
Deshalb ist der O 3500 unter Kennern auch als der „Neunziger“ bekannt. Typisch für den Motor, der im Ursprung auf einem Benziner aus dem Nachbau des Opel Blitz basiert, sind große Elastizität und hohe Laufruhe. Die Kraftübertragung auf die Hinterachse übernimmt ein Fünfgang-Klauengetriebe. Das Gepäck verstaut der Fahrer in einem Heckstauraum hinter der Rücksitzbank, zugänglich durch zwei Flügeltüren. Auf Wunsch gibt es im Bodenbereich seitlich weitere kleine Stauräume. Da der Kofferraum eher knapp bemessen ist, geht der Mercedes-Benz O 3500 häufig mit einem Dachgepäckträger über dem Heck auf Reisen. Ebenfalls auf Wunsch tragen die Doppelsitze im Fahrgastraum Kopfstützen, auch gibt es bereits besonders komfortable Bestuhlungen mit Mittelarmlehne und verstellbarer Rückenlehne sowie Klapptischen in den Vordersitzen und sogar Einzelsitze.
Handlichkeit und Komfort stehen beim O 3500 im Mittelpunkt, glaubt man den zeitgenössischen Prospekten: „Neben hervorragender Geräumigkeit und Wirtschaftlichkeit zeichnet sich der Typ O 3500 besonders durch eine Schnelligkeit, Wendigkeit, Lebendigkeit und Federungsqualität aus, wie man sie bisher nur bei schweren Personenwagen zu finden gewohnt war.“ Ebenfalls betonen die Unterlagen die aufwändige Heizung und Lüftung mit Gebläse-Unterstützung des O 3500: „Infolgedessen fühlt man sich darin im Sommer wie im Winter stets wohl und behaglich.“ |
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Omnibusfamilie aus Reise-, Überland- und Stadtbussen |
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Aus dem kompakten O 3500 entwickelt sich binnen kurzem eine ganze Omnibusfamilie aus Reise-, Überlandlinien- und Stadtlinienbus. Ab 1954 komplettiert eine um 280 Millimeter oder eine Sitzreihe verlängerte Variante das Angebot. Steigen die Fahrgäste in den Reisebus durch zwei Schlagtüren ein, so verfügt der Stadtbus vorn über eine Schiebetür und hinten über eine Innenfalttür, beide bereits per Druckluft betätigt. An Stelle der hinteren Sitze bei Überland- und Reisebus bildet im Stadtbus ein Stehperron für 13 Fahrgäste den hinteren Abschluss.
Zum Original-Aufbau von Mercedes-Benz gesellt sich auf das Fahrgestell des O 3500 schnell eine Vielzahl individueller Aufbauten von Karossiers im In- und Ausland. Sie nutzen auch gerne das ab 1953 angebotene Chassis OP 3500 (P = Pullman) mit nach vorn neben den Motor verlegtem Fahrersitz für elegante Frontlenker-Fahrzeuge. |
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Mit über 6.000 Exemplaren erfolgreichster Bus seiner Zeit |
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Die Vielseitigkeit des kompakten Mercedes-Benz O 3500 führt zu einem großen Verkaufserfolg: Von Dezember 1949 bis zum Produktionsende sechs Jahre später verlassen exakt 6.049 Fahrzeuge dieses Typs das Werk Mannheim, darunter 2.644 komplette Omnibusse.
Dazu addieren sich von Herbst 1953 bis Anfang 1961 genau 1.675 Fahrgestelle des Typs OP 3500 und dessen Nachfolgemodells OP 311. Damit avanciert der Weihnachts-Omnibus von 1949 zum erfolgreichsten Omnibus seiner Jahre.
Nachwuchssorgen gibt es beim O 3500 scheinbar nicht. Viele Unternehmer haben ihren Fuhrpark um einen Oldtimer ergänzt, der zu besonderen Anlässen gemietet werden kann.
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© Text- und Bildmaterial Redaktion modellbus.info / EvoBus GmbH / Mercedes-Benz / Rüdiger Schreiber |
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