Doppeldeckerbusse der Marke Kässbohrer Setra |
|||
|
|||
1969 eine erste Skizze eines Doppeldeckers |
|||
|
|||
Die IAA im Jahre 1969 nutzte man im Hause Kässbohrer, um den ersten Doppelstockbus der Marke zu zeigen. Nicht aber als reales Fahrzeug, sondern nur als Zeichnung. Das Konzept sah im Oberdeck eine durchgehende und im Unterdeck eine Bestuhlung von der Vorder- bis zur Mitteltür vor. Der Gepäckraum schloss sich im Unterdeck nach der Mitteltür an und war von außen durch eine separate Tür hinter der dritten Achse zugänglich. Die Resonanz der Kunden war durchweg positiv, wie ehemalige Angestellte zu berichten wissen. Bis zur Geburtsstunde des ersten Doppelstockbusses aus Ulm war es rückblickend aber ein langer Weg, es dauerte ganze zwölf Jahre. |
|||
|
|||
Hauptsächlich waren es produktionsbedingte Gründe, die die Realisierung des ersten Doppelstockbusses verhinderten. Einerseits war die Produktion der 200er-Baureihe gut ausgelastet, anderseits verlangt in 4 m hohes Fahrzeug auch baulich andere Maßnahmen als ein normaler Reisebus-Hochdecker. 1980 wurden in Elchingen bei Neu-Ulm dann Hallen für die Produktion dieser vier Meter hohen Reisebusse gefunden.
|
|||
1981 auf der IAA der erste Doppeldecker aus Ulm |
|||
|
|||
Wieder war es die IAA, die Kässbohrer nutzte, um den Setra Doppelstockbus S 228 DT vorzustellen. Der Doppelstockbus wurde von den Kunden dankend angenommen, denn Anfang der 80er Jahre waren Gelenkbusse in Frankreich und der Schweiz unerwünscht. Das Einfahrverbot dieser Länder führte dazu, dass viele Unternehmer mit Blick auf die Sitzplatzkapazität einen Doppelstockbus brauchten, um das Angebot für Fernreisen nach Südeuropa aufrecht zu erhalten. |
|||
|
|||
|
|||
|
|||
Der S 228 DT bot mit zwölf Metern Länge und einer Höhe von vier Metern maximal bis zu 91 Personen Platz. Die Stehhöhe im Unterdeck betrug 1,80 m, im Oberdeck 1,68 m. Angetrieben wurde der Doppelstockbus von einem Daimler-Benz Motor Typ OM 422 LA mit 276 kW (375 PS). Als Getriebe verbauten die Ulmer das ZF-Sechs-Gang-Schaltgetriebe 6 S-150 C. Gebremst wurde an der Vorderachse mit Scheibenbremsen, an den Hinterachsen mit Trommelbremsen. Viele Komponenten und Bauteile des schon standardisierten Baukastens konnten für den Doppelstockbus verwendet werden.
Der erste Doppelstockbus aus Ulmer Fertigung Programms wurde von 1982 bis 1993 mit insgesamt 1.104 Einheiten verkauft, bereits nach eineinhalb Produktionsjahren war der 100. Doppeldecker verkauft. Nicht nur in Deutschland kam der S 228 DT gut an, auch im Export war er gefragt: Von Anfang an tauchten in den Verkaufsbüchern England, Schweden, Norwegen, Dänemark, Schweiz, Frankreich, Italien, Österreich und sogar San Marino auf. Zur IAA 1983 erhielt auch der Doppeldecker einen neuen, schwarzen Frontgrill (mit dem "K" und SETRA-Schriftzug) sowie neue Radzierblenden.
Mitte 1984 lieferte man alle Busse, also auch den Doppeldecker, mit einem Anti-Blockier-System (ABS) aus - seit 1982 war dies optional möglich. Die Ulmer hatten mit dieser Maßnahme seinerzeit ein Alleinstellungsmerkmal. Anfang der 90er Jahre dachte man über einen Nachfolger nach, obwohl der Doppelstockbus seine Blütezeit mit 168 verkauften Fahrzeugen im Jahr 1991 hinter sich hatte und der Krise für derartige Gefäßgrößen zu sinkenden Absatzzahlen führte.
|
|||
|
|||
Nach über 1.100 wird ein Nachfolger trotz Krise im Markt 1983 vorgestellt |
|||
Auf der Car & Bus in Kortrijk präsentierte Setra dann im Jahr 1993 den Nachfolger der bis dahin sehr erfolgreichen ersten Doppelstockbus-Baureihe. Der S 328 DT nahm die Stilelemente des S 228 DT auf, war jedoch nicht mehr so kantig und schmückte sich obendrein mit der Setra-Schwinge der Baureihe 300. Der S 328 DT wurde zunächst noch mit dem Daimler-Benz OM 402 LA ausgestattet, einem V 8-Motor, der 280 kW (381 PS) leistete. Das Fahrwerk war weiter entwickelt worden, an der mit Druckluft-Scheibenbremsen ausgestatteten Vorderachse war die Achslast auf 7,5 t erhöht worden. Der Wendekreis des S 328 DT maß jetzt nur noch 20.480 mm.
Als Getriebe wurde ein ZF 8 – S 180 mit automatisierter Vorwählschaltung (AVS) verbaut. Dies brachte eine wesentliche Erleichterung gegenüber dem herkömmlichen Schaltgetriebe. Nur bei der Motorleistung hatte man sich verschätzt, denn der OM 402 LA für den 25 Tonnen schweren Bus war relativ schwach - immer mehr Kunden wählten den OM 442 LE mit 370 kW (503 PS). |
|||
|
|||
Das Cockpit wurde neu gestaltet und dem der Baureihe 300 angepasst, sodass der Fahrer im Primärblickfeld den Tachometer und den Drehzahlmesser sowie die Multifunktionsanzeigen hatte. Der Fahrgastraum war parallel zur Baureihe 300 entwickelt und gestaltet worden, auch hier zeigten sich die Vorteile modularer Bauart. Der S 328 DT verfügte über maximal 75 Sitzplätze, eine Toilette war serienmäßig an Bord, die Küche hingegen Sonderausstattung. Die Küche befand sich ganz traditionell gegenüber der Mitteltür, außerdem war hier noch Platz für eine Garderobe. Gerade dieses Ausstattungsmerkmal bestellten aber viele Unternehmer, da sie schon in der letzten Baureihe das Unterdeck mit großer Küche als Bistro samt Clubtischen nutzen und positive Erfahrungen gemacht hatten. So war ein Verzicht auf die traditionellen Sitzplätze kein Problem. Bei dieser Komfort-Ausstattung verbleiben für das Oberdeck noch maximal 55 Sitzplätze, die Anzahl der Sitzplätze im Unterdeck richtete sich dann nach Art und Größe der Bistro-Ausstattung. |
|||
|
|||
Mit 12 m Länge, 2,5 m Breite und 4 m Höhe blieb man im Hause Kässbohrer bei den traditionellen Maßen und verzichtete auf einen 15 m langen Doppeldecker, der technisch ohne Probleme hätte realisiert werden können. Stattdessen planten die Ingenieure auch einen 13,5 m langen Hochdecker, weil man – gut informiert - statt auf die Ausnahmegenehmigung auf die Zulassung längerer Omnibusse spekulierte. Da der Zuspruch der Kunden nach wie vor relativ groß war, blieb der traditionelle Doppelstockbus auch weiter im Programm. Ende Februar 2002 verließ der letzte Doppelstockbus der Baureihe 300 das Werk in Ulm. Mit 773 produzierten Fahrzeugen erreichte der S 328 DT nicht die Zahl des Vorgängers. |
|||
Premiere in Berlin: Der S 431 DT fährt vor |
|||
Die dritte Doppeldecker-Generation wird der Fachpresse in Berlin vorgestellt. Nicht nur optisch, sondern auch mit Blick auf die Abmessungen macht der Setra-Doppelstockbus im Jahr 2002 einen großen Sprung: Da die gesetzliche Längenbeschränkung von zwölf Metern gefallen ist, nutzen Designer und Ingenieure die zulässige Länge fast voll aus. Da auf 13,9 m Länge mehr Sitzreihen in den Bus passen als beim Vorgänger, ändert sich auch die Typenbezeichnung, die mit der dritten Generation nun S 431 DT lautet.
Die Typenbezeichnung der Omnibusse aus dem Hause Kässbohrer erklärt sich fast selbstständig: Das S leitet sich nicht etwa von Setra (eine Abkürzung für SElbst-TRAgend) ab, sondern steht für die Anzahl der maximal möglichen Sitzreihen in diesem Fahrzeugtyp. Anfang der 50er Jahre begann die systematische Typisierung der unterschiedlichen Fahrzeuge, allen voran die Angabe der Sitzreihen. Der erste SETRA hatte acht Sitzreihen und erhielt die Bezeichnung S 8. Dieses System hielt man bis heute bei, wobei neue Baureihen auch neue Zahlen bedeuteten. Es folgte beispielsweise der S 80 oder S 150, die angehängte Null wurde bei der darauf folgenden Baureihe wieder entfernt und durch die erste Zahl der Baureihe ersetzt, dementsprechend hieß der erste Doppelstockbus S 228 DT. In der Regel hatte diese Baureihe allerdings nur 14+5 Sitzreihen, die Zahl 228 deutet aber an, dass man ursprünglich auch an eine im Unterdeck durchgehende Bestuhlung gedacht hatte. Ergänzt wurde die Typenbezeichnung auch durch Buchstabenkombinationen, die noch mehr Details preisgeben – das DT steht für Doppel Touristik und erklärt die Bauart (Doppeldecker) und Aufgabe (Touristik) genauer.
Die vierte Generation ist bei weitem nicht nur durch die 4 zu Beginn der Typenbezeichnung auszumachen. Fuhren Doppelstockbusse bisher immer als rollender Schuhkarton durch die Lande, so ist es hier dem Designer Wolfgang Papke und seinem Team gelungen, mehr als stimmige Proportionen zu zeichnen: vor allem die an der Seite angebrachte Silberleiste namens „La Linea“ schmeichelt dem Auge des Betrachters. Formschön in der Mitte die gläserne Verbindung der beiden Fensterbänder – pure Eleganz zeichnet den Bus aus. |
|||
|
|||
Durchdacht bis ins Detail - der S 431 DT setzt Maßstäbe |
|||
|
|||
Damit sich diese Dynamik auch beim Fahren bemerkbar macht, verfügt der Doppelstockbus der vierten Generation über einen Mercedes OM 502 LA. Dieser V 8-Motor leistet 370 kW (503 PS) mit einem max. Drehmoment von 2.300 Nm. Das Schalten übernimmt das automatische Schaltgetriebe ZF – AS-tronic, welches über zwölf Gänge verfügt. |
|||
|
|||
|
|
|
|
Ausgestattet werden kann der Bus mit vielen Extras wie beispielsweise einer Sonderküche, extra Kühlfächern für Getränke, Flachbildschirmen usw. Es geht aber auch einfacher, als Linienbus mit Fahrtzielanzeige und doppeltbreiter Mitteltür ist der Setra-Doppeldecker auch unterwegs, wenngleich in eher geringer Anzahl. Der S 431 DT ist in Fünf-Sterne-Ausstattung und auf Wunsch auch mit Glasdach lieferbar. Die Doppelscheibe über dem Mittelgang des Oberdecks ist getönt und besitzt eine Energiedurchlässigkeit von 21 Prozent und eine Lichtdurchlässigkeit von etwa drei Prozent. Das entspricht ungefähr einer handelsüblichen Gletscherbrille. Damit ist der Setra S 431 DT der einzige Doppelstock-Reisebus mit diesem exklusiven Komfortmerkmal, das dem Fahrgast ein einzigartiges Raumgefühl vermittelt. |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
S 431 DT - der Marktführer |
|||
|
|||
|
|||
Der Setra Doppelstockbus ist unbestritten zur Zeit nicht nur das Flaggschiff im Programm der Setra-Busse, sondern auch rein quantitativ gesehen das führende Modell im Markt der Doppelstockbusse. Dies wird bis zur Einführung der nächsten Baureihe zweifelsohne auch so bleiben, denn allein der technische Vorsprung zu Mitbewerbern ist groß. Bei den relativ großen Stückzahlen, die vom S 431 DT bisher verkauft wurden, ist die Chance groß, dass Setra mit der nächsten Generation auch wieder einen Doppelstockbus bieten wird, denn Tradition verpflichtet, wie es in der Firmenphilosophie heißt. Rüdiger Schreiber |
|||
|
© Text:: Redaktion modellbus.info, Daimler Buses, Setra, Rüdiger Schreiber © Bildmaterial: Daimler Buses, Marcel van Geugten/Touringcarteam, Setra und Rüdiger Schreiber |
|
|
Hier geht es zum Setra-Internetauftritt |
|||
Hier geht es zum Artikel über das Setra-Museum von modellbus.info |