Liebe auf den ersten Blick

 

 

 

 

 

Mercedes-Benz O 6600 H-J. Rüffer - modellbus.info

Hans-Jürgen Rüffer und sein Sechs-Sechser.

 

 

 

 

 

Als Hans-Jürgen Rüffer den Sechssechser sah, hat er sich sofort verliebt. Da es keinen vorgefertigten Modellbausatz des Mercedes-Benz O 6600 gab, machte sich der 71-Jährige selbst ans Werk.

 

 

 

 

 

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Auch im kleinen Maßstab eine imposante Erscheinung!

 

 

 

 

 

Nach fünf Jahren war das detailgetreue Modell im Maßstab 1 zu 7,3 fertig. Die lange Zeit, die Hans-Jürgen Rüffer für den Modellbus benötigte, ist nicht zuletzt den vielen Details geschuldet. „Ob Außenspiegel,  Busschild oder Peilstäbe – alle Teile wurde alles Stück für Stück in Handarbeit nachgebaut“, erzählt Rüffer.

 

 

 

 

 

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Nicht nur der Anhänger, sondern auch das Interieur ist detailliert nachgebildet.

 

 

 

 

 

Von der ersten Planung bis zum fertigen Modellbus sind eigentlich sechs Jahre ins Land gegangen, denn auch die Recherche hat viel Zeit beansprucht. „Aber die habe ich als Rentner ja bekanntlich“, schmunzelt der 71-Jährige. Die Nummer 17 der Vorserie des Mercedes-Benz O 6600, der von 1948 bis 1950 in einer Auflage von 383 Fahrzeugen gebaut wurde, entdeckte Rüffer passenderweise im Vorbeifahren.

 
 

 

 

 

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Ein Blick von unten: Antriebsachse und Federung en miniature.

 

 

 

 

 

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt der Busfan. Da der Omnibus bis vor vier Jahren noch im Einsatz war, konnte das große Vorbild mit zahlreichen Fotos festhalten werden. Aber nicht nur Fotos, sondern auch maßstabsrechte Zeichnungen aus dem Werk und Originalanleitungen wurden zusammengetragen. Aus diesem Fundus hat der begeisterte Modellbauer dann seinen eigenen Bauplan erstellt.

 

 

 

 

 

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Nicht nur die Technik steckt sprichwörtlich im Detail...

 

 

 

 

 

„Um die patentrechtlich geschützten Trilex-Felgen nachbauen zu können, war ein wochenlanger Briefwechsel nötig“, erinnert sich Rüffer. Dann gab es ganz offiziell vom Hersteller die Erlaubnis, die Felgen im kleinen Maßstab anzufertigen. „Ich durfte aber nur die Felgen für den Sechssechser machen, mehr war nicht erlaubt“, sagt er. Für die Herstellung dieser Trilex-Felgen benötigte Hans-Jürgen Rüffer ganze sechs Wochen, denn eine computergestützte Fräse ist ihm ein Graus.

 

 

 

 

 

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Trilex-Felgen en miniature und mit der Lizenz zum Nachbauen!

 

 

 

 

 

Beim konventionellen Fräsen wird der Vorschub mit einer Kurbel in Handarbeit geregelt. „Da ist das Auge das Maß aller Dinge“, erklärt der gelernte Autoschlosser. Bei so viel Liebe zum Detail scheint es fast unnötig, über die Achsfedern zu sprechen. Auch die sind, wen wundert es, Stück für Stück aus millimeterdünnem Federstahl selbst angefertigt worden. Stärke und Anzahl finden sich so exakt auch beim großen O 6600 wieder. Und noch etwas ist dem Vorbild nachempfunden: Der Rahmen im Bereich der Hinterachse wurde nach oben gezogen, damit die Achse auf der Feder befestigt werden konnte.

 

 

 

 

 

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Handarbeit: Haltegriffe, Gepäckablagen und Sitzbezüge - nur die fesche Blondine ist "gekauft"...

 

 

 

 

 

Auf den aus Profilstahl gebauten Rahmen schraubte der Fan des Sechssechsers eine Bodenplatte aus drei Millimeter dickem Sperrholz. „Die bietet ausreichen Halt“, so Rüffer, „um die Gestelle der Sitzbänke für die Fahrgäste und den Sitzplatz für den Fahrer aufzunehmen.“ Auch die Sitze wurden selbst produziert. Zunächst baute Rüffer entsprechende Formen aus Holzrohlingen für den Fahrersitz, die Sitzbänke und Rücksitzbank. Danach wurden diese Bauteile aus Glasfasern mit verstärktem Polyester zum dem, was sie heute sind: Vorbildgerechte Sitze, die wie beim Original mit beigefarbenem Kunstleder überzogen sind.

 

 

 

 

 

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Doppelt gut: Die Karosserie baute Hans-Jürgen Rüffer zunächst aus Holz auf.

 

 

 

 

 

Für die Karosserie baute Hans-Jürgen Rüffer den Mercedes-Benz O 6600 zunächst aus Holz auf, um davon Formen für die Karosserie, die mittels Glasfasermatten und Polyester hergestellt wurde, ableiten zu können. Der ganze Aufbau setzt sich aus mehreren Polyesterteilen zusammen. Bevor der Aufbau grundiert und lackiert werden konnte, waren unzählige Stunden mühsamer Schleifarbeit nötig, erinnert sich der Modellbauer.

 

 

 

 

 

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Viel Liebe zum Detail steckt auch unter dem Blechkleid.

 

 

 

 

 

„Bei einem solchen Projekt muss man einfach Geduld haben“, sagt Rüffer rückblickend. Natürlich sei nicht immer alles glatt gelaufen. Und besonders die kostenintensiven Bauteile hätte Schwierigkeiten bereitet: Lange Zeit sei der Kühlergrill eine Baustelle gewesen. Dieser sei für den Sechssechser so etwas das Erkennungszeichen und musste vorbildgerecht der Optik der 50er-Jahre entsprechen. Gleich zweimal musste der Rahmen aus Bronze gegossen werden, bevor das Resultat richtig gut war. Nach dem Entgraten und Polieren wurde die dazu passende Kühlermaske in Angriff genommen. Zusammen mit weiteren Bauteilen mussten sie nur noch verchromt werden...

 

 

 

 

 

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Im wahrsten Sinne spannend: Die maßstabsgerechte Blattfederung und der nach oben gezogene Rahmen.

 

 

 

 

 

Nicht unter der Haube, sondern im Heck unter der Sitzbank steck die Elektronik. „Damit ist der Sechssechser auf der Höhe der Zeit“, schmunzelt Rüffer. Einen so umweltfreundlichen Antrieb kannte der O 6600 seinerzeit nicht, in den 50er Jahren waren die 145 PS aus dem 8,3 Liter Dieselmotor sowie die Höchstgeschwindigkeit von 85 Kilometern pro Stunde aber durchaus auch eine beachtliche Leistung. Die Elektronik sorgt nicht nur für das ferngesteuerte Öffnen und Schließen der Türen, sondern auch für den Antrieb des Getriebes und der Achse.

 

 

 

 

 

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Der Sechs-Sechser auf großer Fahrt - natürlich baute sich Hans-Jürgen Rüffer

auch noch die passende Transportkiste...

 

 

 

 

 

Damit lässt sich der kleine Sechssechser über eine Fernsteuerung ganz leise fahren. Wobei, man hört einen Dieselmotor! Auch wenn es den echten Antrieb im kleinen Maßstab nicht gibt, ein Geräuschmodul sorgt für die nötige Illusion. Bei diesem Modellbus ist es nicht nur die sprichwörtliche Liebe zum Detail, die den Reiz ausmacht. Für einige ist es auch im kleinen Maßstab eine Liebe auf den ersten Blick.

Rüdiger Schreiber

 

 

 

 

 

Anm.: Der Artikel ist eine überarbeitete Fassung meines Artikels aus der Fachzeitschrift BUSFahrer 04-2013

 

 

 

 

 

((C)Text- und Bildmaterial: modellbus.info / Schreiber)

 

 

 

 

 

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